fbpx

Darum bringen neue Angebote keine neuen Nutzer

Happy Halloween! Dieser Beitrag ist etwas gruselig, also sei darauf gefasst – es könnte erschreckend werden!

Es gibt eine Sache, die mich (neben einigen Eingruppierungen) in Bibliotheken erschrecken. Es ist der Irrglaube, dass viele Angebote auch viele Menschen anziehen. Das ist komplett falsch! (Uuuuuh, erster Schreckensmoment.)

Ich habe dazu eine kleine Denkaufgabe für dich. Stell dir bitte einmal einen asiatischen Imbiss vor. Alles schön und gut, jeder weiß, was er dort erwarten kann. Dann erweitert dieser Imbiss sein Angebot um deutsche Küche, Waffeln, Pizzen, Burger und molekulare Speisen. Denkst du, dass deshalb dort mehr Menschen hingehen? Oder eher zu dem anderen asiatischen Imbiss, der seine wenigen Angebote perfektioniert hat? Und was, wenn der zweite Imbiss dazu noch ein gutes Marketing hat?

Ich denke die Antwort liegt klar auf der Hand: der zweite Imbiss wird sich nicht vor Anfragen retten können, während man beim ersten Imbiss eher nichts Gutes erwartet. Denn das Angebot ist zu breit, niemand kann gut in allem sein und es ist damit überfordernd und nicht mehr greifbar.

Hände weg von Escape Rooms, Makerspaces und Co.

Übertragen wir die Situation auf eine Bibliothek. Diese Bibliothek hat ein reguläres Angebot, also Bücher, eBooks, Spiele, Blu-Rays und ab und zu Veranstaltungen. Jetzt wünscht sich diese Bibliothek mehr Nutzer. Deshalb entwickeln die Mitarbeiter neue Angebote: die Veranstaltungen werden ausgefallener, es kommen Gelder für einen Makerspace zusammen in dem man 3D drucken kann, plottern und nähen, ein Escape Room wird entwickelt, man kann Räume mieten, Werkzeug ausleihen und Saatgut tauschen.

Alles steht bereit, aber dann folgt der Schrecken (BUH!). Es kommen gar nicht mehr Nutzer in die Bibliothek. Die bestehenden Nutzer finden das Angebot gut, aber neue Personen werden nicht erreicht. Warum?

Neue Möglichkeiten erschließen

Ganz einfach: niemand weiß davon! Wenn das Marketing der Bibliothek bisher daraus bestand, lediglich einen Hinweis auf kommende Veranstaltungen in der kostenlosen Wochenzeitung zu bringen und das genauso weitergeführt wird, werden auch nur die Leser darauf aufmerksam werden, die diese Tageszeitung sowieso immer gelesen haben. Und die waren vielleicht schon vorher Nutzer. Es werden keine neuen Personen erreicht. Und genau deshalb funktioniert es auch nicht, neue Angebote zu entwickeln, in der Hoffnung, mehr neue Nutzer zu bekommen. Denn nicht die Angebote sind der Hebel zu mehr Nutzern, sondern das Marketing. (Oha, nächster Schreckensmoment.)

Es ist doch im Grunde ganz einfach: möchtest du mehr Nutzer erreichen, musst du neue Wege finden, um diese potentiellen Nutzer anzusprechen. Das machst du am besten, indem du dir überlegst, wer eigentlich zu deiner Zielgruppe gehört und wo sich diese Menschen aufhalten, was ihre Gewohnheiten sind und welche Werbemöglichkeiten sich daraus entwickeln. Deine Antwort kann dann Social Media wie Instagram, TikTok oder Twitter sein, aber auch E-Mail Marketing, eine suchmaschinenoptimierte Website, ein Blog, ein Podcast, Kooperationen mit anderen Institutionen und Unternehmen der Region, Flyer, Werbeanzeigen bei Google, Guerilla Aktionen oder einfach nur ein Plakat an einem anderen Ort.

Sei kein asiatischer molekular-deutsche Küche-Pizza-Waffel-Imbiss

Es spielen noch viele weitere Faktoren mit hinein, warum die Entwicklung neuer Angebote nicht immer zu empfehlen ist. Neben Zeit, Personal und Geld ist es für mich vor allem Dingen die Zufriedenheit der Kunden. Denn wenn viele unterschiedliche Angebote erstellt werden und Bibliotheksmitarbeitende müssen sich mit Robotik, Games, Saatgut, Werkzeugen, 3D-Druck und nähen auskenne, kann es dazu führen, dass dieses Wissen in den einzelnen Bereichen eher oberflächlich ist. Das wiederum kann zu unzufriedenen Nutzern führen, wenn bei Fragen nicht gleich weitergeholfen werden kann.

Sei Teil einer Bibliothek, die jeder nutzen möchte

Wenn du also mehr Nutzer für deine Bibliothek gewinnen möchtest, solltest du drei Schritte beachten:

  1. Schau dir das aktuelle Angebot der Bibliothek an: ist es überall ausgereift? Sind die bisherigen Nutzer damit zufrieden? Wie sind die Rückmeldungen? Wie viele wiederkehrende Nutzer hat die Bibliothek? Sorge dafür, dass das aktuelle und bereits bestehende Angebot gerne genutzt wird, indem du z. B. bei Veranstaltungen darauf achtest, dass alles reibungslos läuft. Das fängt schon bei einem einfachen und barrierefreien Kauf von Tickets an, geht über gute Tontechnik am Veranstaltungstag, bis hin zu einer freundlichen Verabschiedung und dem Hinweis auf zukünftige Veranstaltungen. Erst wenn diese einzelnen Angebote nahe an der Perfektion sind, geht es zum nächsten Schritt.
  2. Schau dir das Marketing der Bibliothek an: wo habt ihr bisher für eure Angebote geworben? Wie kann jemand von euren Angeboten bisher erfahren? Ist es für außenstehende Personen mindestens genau so einfach, wie für aktuelle Bibliotheksnutzer? Habt ihr die Hinweise auf Angebote eurer Bibliothek dort platziert, wo sich auch die Zielgruppe aufhält? Meiner Erfahrung nach ist hier meist viel Nachholbedarf. Denn bedenke auch: eine Person braucht im Schnitt fünf bis sieben (!) Anknüpfungspunkte, um sich für ein Angebot zu entscheiden. Es genügt also nicht, lediglich einen Artikel in einer Tageszeitung zu haben, der auf die Bibliothek hinweist.
  3. Die Angebote sind richtig gut und vielbesucht, das Feedback ist super und euer Marketing ist genial. Die Bibliothek und ihre Angebote sind überall präsent, es kommen laufend neue Anmeldungen und alles läuft rund. Das Personal hat genügend Zeit, um seinen Aufgaben nachzugehen und fühlt sich nicht überfordert. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, sich über EIN neues Angebot Gedanken zu machen, es umzusetzen, zu bewerben und die Kundenzufriedenheit im Blick zu haben.

Neue Nutzer für alle!

Bist du jetzt am Zittern und Bibbern vor lauter Schreckensmomenten? Oder total gelassen, weil du alles genau so vorher hast kommen sehen? Na gut, sooo schrecklich war es vielleicht auch gar nicht, sondern nur ehrlich (was für manche Menschen dasselbe ist). Ich würde mir wünschen, dass Bibliotheken endlich sichtbarer sind und die Wichtigkeit von funktionierendem Marketing erkennen. Denn nur wenn Bibliotheken sichtbar werden, dadurch mehr Nutzer erreichen und ihren Platz in der Gesellschaft festigen, können Bibliotheken langfristig überleben und ihre Existenz überhaupt rechtfertigen. Denn ganz ehrlich: das Schrecklichste ist doch eine Bibliothek, die niemanden interessiert. (Okay, der war nochmal wirklich gruselig.)

Sorge für weniger Horrorvorstellungen

Wenn du jetzt für dich erkannt hast, dass deine Bibliothek im Bereich Marketing noch einiges aufzuholen hat und du denkst, dass eure potentiellen Nutzer auf Social Media zu finden sind, dann habe ich noch einen Extra-Tipp für dich: fang mit einer Social Media Strategie an. Eine Strategie sorgt nämlich dafür, dass du von Anfang an weißt, auf welcher Plattform die Bibliothek präsent sein sollte, was das Ziel ist, welche Inhalte man verbreiten kann und wie man alles letzten Endes auswertet.

Hol dir als Hilfe dafür gerne das Workbook „Social Media Strategie für deine Bibliothek“, das dich Schritt für Schritt mitnimmt, sodass du am Ende eine fertige Social Media Strategie für deine Bibliothek entwickelt hast.