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Darum schaffen sich Bibliotheken selbst ab

Ich war letzte Woche bei einer Lesung von Sebastian Fitzek in Berlin. Du weißt schon, einer der erfolgreichsten deutschen Autoren der Gegenwart, dessen Bücher man in einer Bibliothek am besten in mehreren Ausführungen vorrätig haben sollte und die täglich über die Bibliothekstheke (oder den Selbstverbucher) gehen. Wobei der Begriff Lesung dieser Veranstaltung nicht mehr gerecht wird. Es ist vielmehr ein Event, auf dem mit dem Publikum interagiert und unterhalten wird. Es wurden Konfettibomben gezündet, Gutscheine verschenkt, es wechselten emotionale Momente mit interessanten wissenschaftlichen Fakten ab. Und zwischendurch hat der Herr Fitzek auch aus seinem aktuellen Buch vorgelesen. Natürlich mit passender Musik begleitet und einer umrahmenden Kulisse auf drei großen Bildschirmen. Aber was hat das jetzt mit Bibliotheken zu tun?

Der Thriller-Autor als Vorbild

Was Sebastina Fitzek macht, kann man sich bei jedem Angebot zum Vorbild nehmen, auch als Bibliothek. Er hat für sich das gängige Bild einer Lesung genommen, es in kleine Stücke gehäckselt (in Erinnerung an die Opfer seiner Bücher), alles bunt gemischt, noch einen Schuss Wahnsinn dazu genommen und es zu etwas völlig neuem zusammengefügt. Etwas, das zu ihm passt, aber ebenso auch seine Zielgruppe begeistert. Mit dem er sich von anderen abhebt und immer ein großes Stück über den Erwartungen performt. Und mit diesem „anders sein“ schießt er an allen anderen vorbei und erntet den Erfolg (okay, gut schreiben kann er auch noch). Und genau das kann man für seine eigenen Angebote, das eigene Erscheinungsbild und die Services übernehmen: Mut zum anders sein.

Zwischen Angst und Ego

In regelmäßigen Abständen erzählen mir Bibliotheksmitarbeitende von Vorgesetzten, die alles Neue und Innovative ablehnen. Social Media sei Zeitverschwendung, eine Website hätte man früher auch nicht gebraucht, in einer Bibliothek sollten Bücher im Vordergrund stehen und die ganzen neuen Angebote nehmen nur unnötig Platz weg. Sicherlich kennt jeder so eine Person. Für mich hat der Ursprung solcher Aussagen ganz viel mit Angst, Unsicherheit oder Ego zu tun. Angst davor, etwas Neues zu probieren und zu scheitern. Angst, als Führungsperson in die unbekannte Rolle einer lernenden Person zu schlüpfen und nicht mehr als Autorität wahrgenommen zu werden. Unsicherheit in Bezug auf neue Medien durch mangelndes Wissen. Und das eigene Ego, das sich selbst in den Vordergrund schiebt und keine andere Meinung zulässt.

Wir müssen nicht darüber reden, dass eine grundsätzlich ablehnende Haltung kein Erfolgsindikator für zeitgemäße Bibliotheksarbeit ist. Denn wie wir jetzt gelernt haben (danke, Sebastian): Mut, etwas neues umzusetzen und anders zu sein, wird belohnt!

Natürlich betrifft es nicht nur Vorgesetzte, auch ablehnende Mitarbeitende gibt es zu genüge. In dem meisten Fällen können diese Personen auch gar nichts für ihr Handeln, da es angelernt ist. Unbekannte Situationen werden vermieden. Das Gute: so, wie es angelernt ist, können solche Verhaltensweisen auch wieder umprogrammiert werden. Dafür muss einem dieses Verhalten aber erst einmal bewusst sein. Wenn du dich also regelmäßig dabei erwischst, wie du „Neues“ ablehnst, solltest du dir mal überlegen, aus welchem Grund heraus zu es eigentlich tust. Was steckt dahinter? Und ist es wirklich förderlich für alle Beteiligten?

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit

Vielleicht sollten wir auch gar nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sondern uns erstmal an unsere eigene Nase fassen. Mache ich nur Arbeit nach Vorschrift oder setze ich auch bewusst einen Teil meiner Zeit dafür ein, mich weiterzubilden und Neuigkeiten der Branche zu erfahren? (Spoiler: wenn du diesen Artikel liest, spricht es auf jeden Fall für dich. 😉) Die Welt entwickelt sich immer schneller weiter. Denk mal bitte drei Jahre zurück. Es war die Zeit vor Corona. Homeoffice gab es in Bibliotheken so gut wie gar nicht, Meetings und Veranstaltungen wurden vor Ort gehalten. Und jetzt? Online-Meetings sind keine Herausforderung mehr und Homeoffice teilweise sogar gern gesehen (Stichwort Ansteckungsgefahr). Und genau so geht es immer weiter. Die Vorteile von Online-Lösungen sind in vielen Köpfen fest verankert. Man ist es gewohnt, online nach Lösungen für seine Probleme und Antworten auf Fragen zu suchen. Oder einfach, um sich mit anderen zu verbinden und auszutauschen. Es ist selbstverständlich geworden.

Mit dieser Selbstverständlichkeit sollten auch neue Angebote und Services in Bibliotheken entwickelt werden. Nicht, um irgendwie cool und fancy zu sein, diese Zeiten sind lange vorbei. Sondern um im ersten Schritt den selbstverständlichen Nutzeranforderungen gerecht zu werden. Denn wenn ein Angebot nicht leicht zu finden ist oder umständlicher als das Bekannte zu bekommen ist, wird es einfach nicht in Anspruch genommen! Bedeutet im Klartext: wenn deine Bibliothek nur vor-Ort-Anmeldungen mit Perso, Meldebescheinigung und Bargeldzahlung für die Nutzung der Online-Dienste anbietet, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn die Nutzer ausbleiben und sich stattdessen für Netflix, Audible und Co. entscheiden. Solche „Angebote“ gehen einfach komplett an der Lebensrealität der Menschen vorbei und schaffen zusätzliche Hürden, die vermeidbar sind.

Zwei Stufen, um als Bibliothek bestehen zu können

Ich habe mich mal wieder etwas in Rage geschrieben, da es mir am Herzen liegt, dass Bibliotheken bestehen bleiben und auch kommende Generationen von ihren Angeboten profitieren können. Trotzdem möchte ich dir noch die (meiner Meinung nach) zwei Stufen erklären, mit denen Bibliotheken ihr Bestehen sichern können.

Stufe 1: die Basis

Diese Stufe ist der Grundstein für die zweite Stufe. Bedeutet: hast du an den Voraussetzungen dieser Stufe noch nicht überall einen Haken dran, solltest du dich noch gar nicht mit der zweiten Stufe beschäftigen. Wir schauen uns also an, was deine Bibliothek auf jeden Fall haben oder anbieten sollte, um zeitgemäß zu sein:

  1. Eine Website
  2. Kartenzahlung vor Ort
  3. Möglichkeit der Online-Anmeldung für Online-Dienste
  4. Ein Social Media Account als Marketinginstrument

Mit diesen vier Eckpfeilern hat man schon einmal eine gute Basis, die lediglich die Grundbedürfnisse von Interessenten erfüllt. Über einen Social Media Account wie Instagram erreicht man potentielle Nutzer und kann sie auf die Website weiterleiten. Dort können sie sich weiter informieren und bei Bedarf direkt anmelden. Außerdem kann die Website über Suchanfragen gefunden werden, z.B. wenn man nach den Veranstaltungen in der Region sucht. Und wenn jemand vor Ort ausleihen möchte, ist Kartenzahlung einfach ein Muss! (Vor der Fitzek-Lesung wollte ich mit einer Freundin noch etwas Essen gehen und in zwei Läden war eine Kartenzahlung nicht möglich. Ein Geldautomat war defekt, in zwei anderen war kein Geld mehr. Wir sind dann also woanders essen gegangen und haben uns damit gegen die anderen Angebote entschieden.)

Stufe 2: die Mittelklasse

Wenn du die erste Stufe abgeschlossen hast, kannst du dich um die zweite Stufe kümmern. Hier tummeln sich alle Bibliotheken, die wirklich bleiben wollen. Dabei geht es auch um Internes. Im Einzelnen:

  1. Wertschätzende Bezahlung
  2. Ein gesunder und freundlicher Umgang unter den Mitarbeitenden
  3. Motivierende Vorgesetzte
  4. Ein regelmäßiger Newsletter
  5. abwechslungsreiche Veranstaltungen
  6. Eine umfassende Marketingstrategie

Yay! Mit diesen Punkten wird ein Arbeitsumfeld geschaffen, in dem man sich wohlfühlen und entwickeln kann. Gleichzeitig wird ein Prozess mit einem Newsletter und einer umfassenden Marketingstrategie aufgesetzt, der einem ermöglicht, immer wieder neue Interessenten für die eigenen Angebote zu begeistern und zu wiederkehrenden Nutzern zu machen. Herzlichen Glückwunsch, diese Bibliothek hat das Potential, um sich langfristig auch weiterhin zu etablieren.

Leider musst du gehen

Deine Bibliothek hat noch nichts mit den genannten Punkten von Stufe 1 und Stufe 2 gemeinsam? Das tut mir leid. Denn meiner Meinung nach hat deine Bibliothek einfach keine Daseinsberechtigung mehr. Entschuldige, dass ich es so hart ausdrücken muss. Aber in den meisten Fällen stimmt es einfach. Eine solche Bibliothek wird vorwiegend sinkende Nutzerzahlen verzeichnen. Und wie möchtest du den Betrieb einer Bibliothek rechtfertigen, die keiner nutzt oder in der keiner arbeiten möchte? Solche Bibliotheken schaffen sich also selbst ab. (To be fair: natürlich hängt es auch von den Trägern ab, gerade personelle Angelegenheiten und größere Projekte wie eine eigene Website. Das Ergebnis ist aber leider das gleiche, unabhängig von den Verantwortlichen.)

Overdelivern als Erfolgsfaktor

Überraschung! Es gibt auch noch eine dritte Stufe. Nämlich für die Bibliotheken, die nicht nur gerade so bestehen möchten, sondern herausstechen. Die in ihrem Umfeld wirklich viel bewegen möchten und das auch tun. Also, hier ist sie:

Stufe 3: die Crème de la Crème aka Sebastian-Fitzek-Erfolgsformel

In dieser Stufe gehörst du zu den Vorreitern des Bibliothekswesens. Schau dir an, ob folgende Punkte zutreffen:

  1. ein eigenes Branding
  2. ein Podcast, YouTube-Channel oder Blog
  3. weitere Social Media Accounts
  4. ständig das neueste am Medienmarkt auch in der Bibliothek (z. B. im Kinderbereich Toniefiguren, SAMi Lesebär, Tigerbox usw.)
  5. interessante neue Angebote (z. B. MakerSpace, Bibliothek der Dinge usw.)
  6. regelmäßige Fortbildungen für alle Mitarbeitende
  7. regelmäßiges Monitoring des Marketings und Anpassung der Strategie

Deine Bibliothek hat es geschafft: ihr seid neu, innovativ, aktiv und bereichert eure Umgebung mit euren Angeboten. Gleichzeitig wisst ihr, dass Marketing wichtig für die Sichtbarkeit der Bibliothek ist und setzt es dementsprechend als Priorität. Mit diesen Punkten könnt ihr euch direkt zu Sebastian Fitzek auf die Bühne gesellen. Super!

Jetzt mal Tacheles

Natürlich ist diese Auflistung und Unterteilung seeehr vereinfacht dargestellt und lässt sich nicht 1:1 auf jede Bibliothek übertragen. Es sollte dir aber bewusst machen, wo man Prioritäten legen sollte (Mitarbeiter und Kundenerwartungen), was oft unterschätzt wird (Marketing) und womit man später glänzen kann (neue Angebote). Denn oft werden neue Angebote entwickelt, obwohl Basics noch nicht vorhanden sind, um neue Kunden zu gewinnen. Warum das der falsche Weg ist, habe ich bereits im Artikel Darum bringen neue Angebote keine neuen Nutzer ausführlich erklärt. Wenn du aber eine Sache aus diesem Artikel mitnehmen solltest, dann bitte, dass du offen für Innovation und Neues sein solltest. Dass nie wieder der Satz fallen sollte „das haben wir aber schon immer so gemacht“, sondern viel mehr darauf geachtet werden sollte, was potentielle Nutzer erwarten. Was sie begeistert. Und was gleichzeitig zu euch als Bibliothek passt. Und schon, taadaa, hat Sebastian Fitzek uns etwas zu unserem Marketing in Bibliotheken gelehrt, und das ganz ohne Blut Eingeweide, dafür aber (vielleicht) mit erschreckenden Erkenntnissen.

Steht deine Basis schon?

In der ersten Stufe sehe ich einen Social Media Account als Basis, um neue Nutzer zu erreichen. Aber weißt du eigentlich, wie? Falls nicht, ist DIE SOCIAL MEDIA BIBLIOTHEK das richtige für dich. In diesem Onlineprogramm lernst du, wie du Angebote der Bibliothek auf Social Media verbreitest, wie du zeitsparend interessante Inhalte erstellst und wie du eine Community aufbaust, die der Bibliothek gerne folgt.

Dich erwarten:
– zeit- und ortsunabhängige Lerninhalte (Videos, Text, PDFs)
– unbegrenzter Zugang zu sämtlichen Inhalten
– Start jederzeit möglich
– ein Workbook direkt in die Bibliothek oder nach Hause gesendet
– alle 6 Wochen Q&A-Termin via Zoom
– eine geschlossene Community zum Austausch mit Kollegen und Support bei Fragen
– ein Zertifikat über deine erfolgreiche Teilnahme für deine Unterlagen
– alle Updates inklusive!

Ich freue mich darauf, dich bald im Kurs begrüßen zu können und mit dir deine Bibliothek sichtbarer zu machen! Wenn du Fragen hast, schreibe mir jederzeit gerne an kontakt@bibliotheken-online.com. Auch wenn du mir deine Meinung zum Artikel oder einfach ein Hallo da lassen möchtest, freue ich mich, von dir zu hören.