Ja, du hast richtig gelesen: Bibliotheksmarketing ist Zeitverschwendung. Zumindest so, wie es von den allermeisten Bibliotheken betrieben wird. Denn in einer Zeit, in der Informationen digital verfügbar sind und sich das Nutzerverhalten ständig ändert, stehen Bibliotheken vor der Herausforderung, relevanter denn je zu bleiben. Ob das mit unveränderten Strategien der letzten 20 Jahre zu erreichen ist, ist fraglich. „Aber wir haben es doch schon immer so gemacht!“ höre ich im Hintergrund schon einige aufschreien. Und andere: „Aber die anderen machen es doch genauso!“. Vielleicht ist genau das das Problem?
Bibliotheksmarketing ist der Schlüssel, um Menschen in die Bibliotheken zu ziehen und ihre vielfältigen Dienstleistungen bekannt zu machen. Doch oft wird Marketing in Bibliotheken falsch umgesetzt oder als Zeitverschwendung angesehen. In diesem Artikel möchte ich diese Auffassung hinterfragen und zeigen, dass Marketing nicht per se Zeitverschwendung ist, sondern nur dann, wenn es nicht richtig gemacht wird.
Was ist Bibliotheksmarketing?
Ganz knapp formuliert: Bibliotheksmarketing bezeichnet die strategische Planung und Umsetzung von Maßnahmen, um die Bekanntheit und Nutzung von Bibliotheksangeboten zu steigern. Es ist ein Mittel, um die Bibliothek als relevante Informationsquelle in der digitalen Ära zu positionieren und die Bedürfnisse der Zielgruppe besser zu verstehen. Dabei umfasst Bibliotheksmarketing sämtliche Online-, als auch Offline-Maßnahmen.
Die Bedeutung von Marketing für Bibliotheken
Im Zeitalter des Internets und der digitalen Medien müssen Bibliotheken mit den Entwicklungen Schritt halten, um relevant zu bleiben. Marketing ermöglicht es Bibliotheken, ihre Dienstleistungen effektiv zu kommunizieren und ihre Zielgruppe gezielt anzusprechen. Es hilft dabei, das Bewusstsein für die vorhandenen Ressourcen zu schärfen und das Image der Bibliothek als modernen Wissenshub und Dritten Ort zu stärken. Man kann sich nicht einfach darauf ausruhen, dass jede Person die Bibliothek doch kennen müsse oder dass der jeweilige Träger verantwortlich ist. Ganz ehrlich: wenn du deinen Job in der Bibliothek langfristig behalten möchtest, solltest du dafür sorgen, dass die Angebote der Bibliothek bekannt sind und genutzt werden. Andernfalls hat die Bibliothek keine Daseinsberechtigung, ob es dir gefällt, oder nicht. Denn warum sollte man schließlich eine Bibliothek weiter führen, die für die Region keine Relevanz hat? Es ist also in deinem eigenen Interesse, gutes Bibliotheksmarketing zu betreiben.
Darum ist Bibliotheksmarketing oft Zeitverschwendung
Schauen wir uns erst einmal die größten und häufigsten Fehler an, die beim Bibliotheksmarketing passieren:
- 1. Traditionelle Werbemaßnahmen ohne klares Ziel
Ein häufiger Fehler ist es, Marketing ohne klare Ziele und Strategien zu betreiben. Traditionelle Werbung wie Zeitungsanzeigen, Flyer und Plakate werden ohne ausreichende Planung eingesetzt und erzielen oft nur geringe Wirkung.
- 2. Fehlende Anpassung an digitale Umgebung
Manche Bibliotheken halten an veralteten Marketingansätzen fest und vernachlässigen dabei die digitalen Kanäle. Dies führt dazu, dass sie eine potenziell große Zielgruppe verpassen. Denn das Leben spielt sich auch immer mehr online ab! Mit Freunde n austauschen, arbeiten, Nachrichten lesen, shoppen, weiterbilden, Hobbys nachgehen – das alles ist online möglich und wird stark genutzt. Tendenz immer weiter steigend! Warum findet also das Marketing vieler Bibliotheken noch ausschließlich offline statt? Gutes Marketing findet schließlich immer dort statt, wo sich die Zielgruppe aufhält.
- 3. Unzureichende Nutzung von Social Media Plattformen und E-Mail Marketing
Social Media bietet eine hervorragende Möglichkeit, mit der Zielgruppe in Kontakt zu treten und eine aktive Community aufzubauen. Viele Bibliotheken nutzen diese Plattformen jedoch nicht oder nur unzureichend. Denn es ist keine zusätzliche Möglichkeit, um Pressetexte zu veröffentlichen oder alle drei Monate ein Plakat einer Veranstaltung zu teilen! Wird Social Media aber richtig genutzt, kann es einen großen Sogeffekt für die Bibliothek haben. Um diesen Sogeffekt zu unterstützen und mit den Menschen auch unabhängig von Algorithmen in Kontakt zu treten, sollte außerdem E-Mail Marketing betrieben werden. Durch das Versenden von Newslettern und anderen Mails bleibt man regelmäßiger in Erinnerung und man kann effektiver neue Angebote bewerben, als mit jeder anderen Methode. Trotzdem fehlt es in den meisten Bibliotheken komplett
Was führt dazu, dass Bibliotheksmarketing oft falsch umgesetzt wird?
Natürlich passiert unzureichendes Bibliotheksmarketing nicht geplant, sondern ist immer ein Ergebnis von den Herausforderungen, mit denen man zu kämpfen hat. Doch welche Herausforderungen sind es?
Zum einen haben wir eine regelrechte Informationsflut, der wir tagtäglich begegnen. Es ist damit schwer herauszufinden, was für einen selbst wichtig ist, und was nicht. Gerade wenn man sich neu mit dem Thema Bibliotheksmarketing beschäftigt, kann die Fülle an Möglichkeiten und Informationen dazu erst einmal überwältigend sein, sodass eine klare, eigene Strategie nicht umgesetzt wird.
Gleichzeitig fehlen aber auch die Ressourcen. Man sieht sich als Bibliothek mit begrenztem Budget und Personalressourcen konfrontiert, wodurch die Umsetzung effektiver Marketingkampagnen erschwert wird. Das kann schon von Anfang an die Motivation drücken. Aber: auch ohne viel Budget und mit wenig Zeit ist Bibliotheksmarketing möglich. Man muss nur wissen, wie.
Was uns zum nächsten Punkt führt: Know-how. Bibliotheksmarketing wird oftmals noch unzureichend vermittelt, weshalb Weiterbildungen wichtig sind. Dabei verlassen sich viele Bibliotheken auf externe Berater, die zu ihnen in die Bibliothek kommen. Diese sind aber oft sehr teuer und es kann vorkommen, dass dabei viel theoretisches Wissen vermittelt wird, aber die praktische Umsetzung gänzlich fehlt. Oder man nimmt an Seminaren teil, bei denen man haargenau mitschreiben muss, um sich später an alles zu erinnern und dann aber doch im Arbeitsalltag die Umsetzung schwer fällt.
Was darf bei einer effektive Marketingstrategie für Bibliotheken nicht fehlen?
Um Bibliotheksmarketing effektiv zu betreiben, muss man sich also an die Zielgruppe richten und versuchen, diese zu erreichen. In den allermeisten Fällen ist es ratsam, dies online zu tun. Denn zum einen erreicht man viele potentielle Nutzer, zum anderen sind Onlinemaßnahmen auch immer messbar. Man kann also direkt anhand von Zahlen erkennen, ob das Bibliotheksmarketing funktioniert, oder nicht. Wenn ich von null auf das Bibliotheksmarketing umsetzen müsse, würde ich auf folgende Strategien setzen:
1. Erstellung eines ansprechendes Online-Auftritts
Eine moderne, benutzerfreundliche Website ist die Grundlage für erfolgreiches Bibliotheksmarketing. Sie ist so gesehen die Visitenkarte, das Aushängeschild und Ausgangslage für viele weitere Aktionen. Darauf sollten alle wichtigen Informationen Platz finden, dazu gehört u.a.:
– Standort
– Öffnungszeiten
– Kontakt
– Warum man sich in der Bibliothek anmelden sollte
– Wie man sich in der Bibliothek anmelden kann
– Angebote
– zukünftige Veranstaltungen
– Verlinkungen auf andere Online-Präsenzen
2. Social Media Marketing und Community-Building
Eine aktive Präsenz auf Social Media durch regelmäßige Beiträge, interaktive Aktionen und gezieltes Community Building kann eine starke Online-Community rund um die Bibliothek aufbauen, die die Bibliothek unterstützt und weiterempfiehlt. Social Media eignet sich, um neue potentielle Nutzer anzusprechen und über die Angebote der Bibliothek aufzuklären, bzw. bestehende Nutzer enger an die Bibliothek zu binden.
3. Content Marketing mit Long-Form Content
Long-Form Content bezeichnet Inhalte, die (ganz einfach gesagt) länger sind. Es handelt sich also nicht um kurze Social Media Posts, sondern z. B. um Blogartikel, YouTube-Videos oder Podcastfolgen. Aber was sind die Vorteile von diesen längeren Inhalten? Long-Form Content hat z. B. das Ziel, bei Suchmaschinen gefunden zu werden. Wenn jemand bei Google nach „Veranstaltungen in meiner Stadt XYZ“ sucht, könnte er also auf einen Blogartikel stoßen, der deine Bibliothek als Veranstaltungsort vorstellt, die Vorzüge aufzählt, die Variationen verschiedenster Veranstaltungen und auf die aktuellen Veranstaltungen verlinkt. Mit Long-Form Content lassen sich umfangreiche Themen ausführlich darlegen und man kann seine Expertise dadurch zusätzlich zeigen. Diese Inhalte zielen darauf, länger aktuell zu sein und auch über einen längeren Zeitraum für Menschen interessant zu sein. Übrigens lässt sich Long-Form Content auch super für Social Media Posts nutzen, indem man die wichtigsten Fakten oder Standpunkte daraus entsprechend aufbereitet.
4. E-Mail Marketing
E-Mail Marketing hat einen enormen Vorteil, im Gegensatz zu Social Media Marketing: man ist von keinem Algorithmus abhängig. Wenn jemand seine E-Mail Adresse heraus gibt, zeigt mir die Person außerdem viel stärker, dass sie an Inhalten von mir interessiert ist, als wenn sie lediglich einen Follow-Button bei Instagram oder Co. drückt. Mit E-Mail Marketing kann man über Newsletter direkt im Postfach der Person landen und auf neue Angebote aufmerksam machen, kommende Veranstaltungen bewerben und natürlich auch den Long-Term Content, also neue Blogartikel oder Podcastfolgen, verbreiten. Zudem ist es möglich, jemandem automatisiert Mails zu senden. So kann man die Bibliothek in mehreren Mails direkt vorstellen, wenn sich jemand zum Newsletter anmeldet. Denn ehrlich: ich wette mit dir, dass fast alle Nutzer deiner Bibliothek nicht so genau wissen, was deine Bibliothek eigentlich alles anbietet. Dieses Problem lasst sich damit lösen.
5. Kooperationen und Veranstaltungen
Ja, offline kann auch ganz nett sein und neue Möglichkeiten ergeben. Die Zusammenarbeit mit Schulen, lokalen Unternehmen oder anderen Kultureinrichtungen ermöglicht es, neue Zielgruppen zu erschließen und die Reichweite zu erhöhen. Wobei die Zusammenarbeit sowohl offline, als auch online passieren kann. Auf Instagram hat man beispielsweise die Möglichkeit, gemeinsam Live zugehen und so die Menschen auf das jeweils andere Profil aufmerksam zu machen. Win-win für alle Beteiligten.
Lass dein Bibliotheksmarketing keine Zeitverschwendung sein!
Bibliotheksmarketing ist keinesfalls Zeitverschwendung, sondern ein wichtiger Bestandteil, um die Bibliothek als moderne Informationsquelle und Dritten Ort zu etablieren. Durch gezielte Marketingstrategien können Bibliotheken ihre Reichweite erhöhen, neue Nutzer gewinnen und als relevante Institution in der digitalen Ära wahrgenommen werden.
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