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Personalgewinnung mal anders – Social Media Recruiting für Bibliotheken

Sie sind der wichtigste Antreiber für moderne Bibliotheken, aber oft schwer zu finden: geeignetes Bibliothekspersonal. Vielleicht kennst du es auch aus deiner eigenen Bibliothek. Ich jedenfalls kenne einige, die damit zu kämpfen haben, neues Personal für ausgeschriebene Stellen zu finden. Aber woran liegt das?

Die Last liegt auf den Schultern der Angestellten

Ich habe gerade erst wieder eine Mail von einer Bibliotheksleitung bekommen, die mir einen Einblick gegeben hat, unter welchem Druck viele Bibliotheken stehen. Wir befinden uns in einer Zeit, in der nach Sparmaßnahmen gesucht wird, Gelder werden oft gekürzt, die Zukunft ist relativ unsicher. Das bekommen einige Einrichtungen zu spüren. Wenn dann auch noch Personal fehlt, dass sich für die Arbeit in Bibliotheken eignet, ist es schwierig, gute Bibliotheksarbeit zu betreiben. Denn fehlendes Personal bedeutet auch immer: die Aufgaben müssen auf die bestehenden Mitarbeiter umverteilt werden. Dadurch fehlt die Zeit für neue Projekte und Aktionen, es kann zu Mehrarbeit kommen, ggf. zu Unmut im Team und das kann wiederum zu einem schlechten Service führen. Natürlich sollte schlechter Service nicht die Regel sein, aber jeder Mensch braucht einen Wechsel zwischen Anspannung und Pause, um leistungsfähig zu sein. Wenn aufgrund von Mehrarbeit und fehlendem Personal zu viel Anspannung aufgebaut wird, ist es vollkommen natürlich, dass dadurch Stress entstehen kann. Ein hohes Maß an Stress kann wiederum die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen. Es betrifft also u. a. die Fähigkeit, aufmerksam zu sein, dich zu erinnern, Probleme zu lösen, Entscheidungen zu treffen und kritisch zu denken. Fehlendes Personal sorgt also nicht nur für Mehrarbeit, es kann sich zudem negativ auf die Gesundheit der bestehenden Bibliotheksmitarbeitenden auswirken.

Warum sind viele Stellen unbesetzt?

Deshalb ist es essentiell, offene Stellen möglichst schnell wieder besetzen zu können. Die Realität sieht aber anders aus. Oftmals sind Stellen monatelang unbesetzt. Vor allem in ländlichen Gegenden oder Kleinstädten, die eben kein Ballungszentrum wie Berlin darstellen, ist es vermehrt der Fall. Da stellt sich natürlich die Frage: warum? Einige der, aus meiner Sicht, wichtigsten Punkte, habe ich für dich aufgeführt.

1. Das Image

Personalmangel fängt bereits bei den Berufseinsteigern an. Seien wir einfach mal ehrlich: Bibliotheken haben kein besonders modernes Image. Wir unter uns, als Fachleute und Menschen, die sich tagtäglich mit Bibliotheken und ihrer Entwicklung beschäftigen, sehen es wahrscheinlich anders. Denn wir alle kennen die Vorzeigebibliotheken im nordeuropäischen Raum, aber auch in Deutschland. Die Institutionen, die einen Mittelpunkt in der Gesellschaft bilden. Aber dieses Bild ist noch lange nicht überall Realität. Denn immer noch begegnen mir im Gespräch mit bibliotheksfremden Personen Vorurteile wie: in Bibliotheken gibt es nur alte Bücher, da muss man leise sein, als Bibliothekar liest man gerne, usw. Wir müssen da auch gar nicht weiter drauf eingehen, wir kennen es alle. Dieses Bild haben natürlich auch viele Berufseinsteiger. Die Generation, die sich u.a. für digitales Arbeiten, modernen Wandel, Nachhaltigkeit und spannende Projekte interessiert und damit ideal für die Arbeit in Bibliotheken geeignet ist. Genau für diese Personen kommt aufgrund einer falschen Vorstellung des Berufsbildes eine Bibliothek als Arbeitsort nicht in Frage.

2. Die Bezahlung

Ein Punkt, über den sich viele Fachkräfte aufregen und der natürlich auch meine persönliche Meinung beinhaltet: Geld. Immer wieder sehe ich Ausschreibungen von Bibliotheken, die z. B. eine stellvertretende Leitung suchen mit viel Erfahrung, diversen Kenntnissen, Verantwortung und noch mehr Aufgabenbereichen. Das alles aber zum Preis eines FaMI mit TVÖD EG 6 haben möchten (überspitzt formuliert – oder auch nicht. Jeder kann sich die aktuellen Ausschreibungen selbst ansehen und sich ein Bild dazu machen). Mir ist bewusst, dass die „Schuld“ dabei nicht bei den Bibliotheken oder den Leitungen liegt. Solche Ausschreibungen werden gerne an anderer Stelle verfasst. Aber trotzdem kann eine unzureichende Bezahlung natürlich darüber entscheiden, ob sich jemand auf eine Stelle bewerben möchte, oder nicht. Besonders, wenn die Stelle einen Umzug beinhaltet, überlegt man es sich mindestens drei mal. Daher ist eine leistungsgerechte Bezahlung, die der heutigen wirtschaftlichen Entwicklung entspricht, einfach so wichtig. Es ist also notwendig, dass diese Realität und die gerechte Wertschätzung der Arbeit auch bei den entscheidenden Stellen ankommt, um offene Stellen passend besetzen zu können. Denn ehrlich: wirklich gutes Personal ist doch einfach unbezahlbar. 😉

3. Die Zugangsvoraussetzungen

„Voraussetzung: Erfolgreicher Abschluss als Diplom-Bibliothekar*in oder abgeschlossenes Hochschulstudium“. Das ist eine gängige Voraussetzung für eine Stelle als BibliothekarIn. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Was aber oftmals passiert: Menschen, die dieses Studium nicht abgeschlossen haben, aber sich mit ihren anderen Fähigkeiten trotzdem qualifizieren würden, werden beim Bewerbungsprozess nicht berücksichtigt. Gleiches gilt für FaMI-Stellen. Hier gibt es zwei Meinungen: die einen sagen jetzt, dass es gut so ist, da ansonsten branchenfremde Personen die Stellen bekommen und die ausgebildeten Fachkräfte „leer“ ausgehen. Außerdem kann man so sicher sein, dass sich die Personen für die Stelle eignen. Die anderen sagen (und da gehöre ich dazu): wir brauchen auch „branchenfremdes“ Personal, um die mittlerweile immer vielfältigeren Aufgaben in Bibliotheken gut abdecken zu können.
Immer öfter schaffen es mittlerweile auch Quereinsteiger, in einer Bibliothek angestellt zu sein. Vor allem, wenn eine Stelle über einen längeren Zeitraum ansonsten unbesetzt bleibt. Gleiches gilt aber auch für die Abgrenzung zwischen bibliothekarischen und FaMI-Aufgaben. Ich habe es selbst erfahren, als ich mich vor wenigen Jahren als FaMI auf eine Stelle beworben habe, dass ich aus formellen Gründen abgewiesen wurde, da ein Bibliothekar gesucht wurde. Und das, obwohl ich nachweislich bereits in sämtlichen Aufgabengebieten tätig war.
Daher sollte bei der Bewerberauswahl m. M. n., wie in anderen Branchen absolut üblich, der Fokus auf die Kenntnisse und Fähigkeiten der Bewerber liegen, weniger auf die Abschlüsse. So ließen sich unbesetzte Stellen natürlich viel einfacher besetzen.

4. Die Kenntnis über die Stelle

Was muss als erstes passieren, damit sich jemand bewerben kann? Er muss Kenntnis über die offene Position haben! Und das kann auch manchmal der Grund sein, warum sich zu wenige Menschen bewerben. Einfach, weil sie keine Ahnung haben, dass ihr gerade jemanden sucht. Besonders, wenn man offen für Quereinsteiger ist, oder Personen gezielt aus anderen Bereichen sucht (z.B. Medienpädagogen), ist es wichtig, abseits der gängigen bibliothekarischen Jobbörsen Inserate zu schalten und an anderen Stellen darauf aufmerksam zu machen. Und damit kommen wir auch schon zum eigentlichen Thema dieses Artikels: Social Media Recruiting! Denn auch Social Media kann eine Möglichkeit sein, Bewerber auf die Bibliothek aufmerksam zu machen.

Was ist Social Media Recruiting?

Social Media Recruiting beschreibt alle Maßnahmen des Personalmarketings, bei dem soziale Netzwerke genutzt werden. Dazu gehören populäre Plattformen wie Instagram, Facebook und Twitter genauso wie das Karriere-Netzwerk LinkedIn. Aber auch Diskussionsforen oder Dienste, die nur in speziellen Branchen bekannt sind, gehören ebenfalls dazu. Und ja, du hast richtig gelesen, Marketing! Denn du möchtest doch schließlich die besten Mitarbeiter für deine Bibliothek erreichen. Also werbe auch aktiv für die offenen Stellen.

Wie kann man Social Media für die Personalgewinnung in Bibliotheken einsetzen?

Social Media Recruiting kann eine sinnvolle Ergänzung zu den klassischen Stellenausschreibungen sein, um mehr potentielle Bewerber zu erreichen. So viel zur Theorie. Aber wie kann man Social Media nun in der Praxis nutzen?

  • Modernes Arbeiten und Blick hinter die Kulissen zeigen
    Nutze Instagram und Co., um zu zeigen, wie die Arbeit in einer Bibliothek wirklich ist. Nimm die Follower regelmäßig mit hinter die Kulissen und zeige deine tägliche Arbeitsroutine. Für viele wird es überraschend sein, wie vielfältig der Beruf eigentlich ist. So kann sich die Bibliothek mit der Zeit ein neues Image erschaffen und zeigen, dass die klischeebelasteten Vorurteile eben nicht zutreffen. Dadurch entsteht Raum für neue Interessenten an dem Berufsbild, die die Bibliotheksmitarbeitenden von morgen sein könnten.
    Tipp: Der dbv hat auf dem Bibliotheksportal Materialien zur freien Nutzung zur Verfügung gestellt, die ein zeitgemäßes Bild der Bibliotheken darstellen. Mehr dazu auf der Website bibliotheksportal.de.

  • Stellenanzeigen verbreiten
    Auch offene Positionen in der Bibliothek sind etwas, das man auf Social Media veröffentlichen und ansprechen kann. Und das nicht nur ein mal, sondern über den gesamten Zeitraum bis zum Bewerbungsschluss immer wieder! Denn die Posts werden immer nur von einem Bruchteil der eigenen Follower gesehen. Man braucht also keine Angst haben, dass man irgendwann einmal nervt, wenn man etwas öfter als ein mal anspricht.
    Aber: die einzelnen Ansprachen sollten variieren. Man könnte z. B. auf Facebook einen Post zu den offenen Stellen erstellen, ihn anschließend in der Story und verschiedenen Facebook-Gruppen verbreiten. Später kann man ein Video zu den Stellen und einzelnen Aufgabenbereichen veröffentlichen, ebenso ein Video mit den möglichen zukünftigen Kollegen. Zwischendurch kann man regelmäßig in den Storys dazu aufrufen, sich zu bewerben und die Möglichkeit geben, Fragen zur Stellenanzeige zu stellen. Rückt der Bewerbungsschluss immer näher, kann man auch darauf wieder aufmerksam machen.

  • Neue Mitarbeitende vorstellen
    Wenn neue Mitarbeitende vorgestellt werden und außerdem gezeigt wird, wie sehr man sich auf dieses neue Teammitglied freut, kann das positiv im Gedächtnis von möglichen Bewerbern bleiben. Die Bibliothek stärkt so die Position als möglichen Arbeitgeber. Weiterführend ist es auch möglich, die ersten Tage des neuen Mitarbeitenden zu zeigen. Wie wird die Person an die neue Stelle heran geführt, wie laufen die ersten Tage ab? Auch das ist ein wichtiger Einblick für potentielle Bewerber.

  • Aktiv potentielle Kandidaten ansprechen
    Zugegeben, in der Bibliotheksbranche sind Karrierenetzwerke wie LinkedIn noch nicht so sehr verbreitet, wie in anderen Branchen. Aber gerade für höhere Positionen oder solche, die zusätzliche Qualifikationen voraussetzen (z. B. Kenntnisse im IT-Bereich oder Marketing) kann es hilfreich sein, sich auch dort einmal umzusehen. Auf LinkedIn ist es z. B. möglich, nach bestimmten Positionen, Kenntnissen und Standorten zu suchen und passende Personen zu finden. Viele Personen geben auch an, dass sie offen für Jobangebote sind. Eine Kontaktaufnahme ist dann unkompliziert möglich und auch meistens erwünscht.
    Ebenso können auch Stellenanzeigen bei LinkedIn veröffentlicht werden.
    LinkedIn wird zudem als Plattform immer beliebter, weshalb davon auszugehen ist, dass sich auch immer mehr Menschen aus dem Bibliotheksumfeld dort aufhalten werden. (Übrigens bin ich auch auf LinkedIn und nein, mein Profil ist nicht besonders gepflegt. Aber wir können uns trotzdem gerne hier vernetzen, schreib mich einfach an.)

  • Verbreitung der offenen Stellen über andere Accounts
    Wenn man als Bibliothek auf Social Media aktiv ist, sind Kooperationen mit anderen Profilen immer von Vorteil. Das können zum Beispiel andere Institutionen oder Unternehmen aus der Region sein, mit denen ihr euch austauscht und gegenseitig den Content auf den eigenen Profilen pusht. Das geht natürlich auch mit offenen Stellen. Andere Profile können dazu die Posts oder die Inhalte deiner Bibliothek teilen. So erreicht man auch Menschen außerhalb der eigenen Followerschaft.

Welche Vorteile hat Social Media Recruiting für Bibliotheken?

Social Media Recruiting bringt eine ganze Reihe an Vorteilen mit, die es als Recruiting-Kanal einzigartig macht:

  • Du kannst die Zielgruppe im persönlichen Umfeld ansprechen: dort, wo sie sich in ihrer Freizeit aufhält.
  • Du kommst dadurch in Kontakt zu Kandidaten, die nicht oder nur passiv nach einem neuen Job suchen und keine Stellenangebote lesen.
  • Besonders unter einer jungen Zielgruppe kann sich die Bibliothek so schneller ein Image als attraktiven Arbeitgeber aufbauen.
  • Aufgrund der Daten, die Soziale Netzwerke über ihre Nutzer bereitstellen, können geeignete Kandidaten vorselektiert und zielgenau angesprochen werden.

Fazit

Mit Hilfe von Social Media lassen sich unterschiedlichste Ziele unterstützen, wie eben auch die Personalgewinnung. Das Problem, dass neues Personal in den Bibliotheken gebraucht wird und viele Stellen lange unbesetzt bleiben, ist schon lange bekannt und durch diverse Fachartikel immer wieder Thema. Daher müssen neue Wege eingeschlagen werden, um das Berufsfeld wieder attraktiver zu machen. Die Präsenz als Bibliothek auf Social Media ist dabei ein wichtiger Indikator.

Sicher gibt es noch einige andere Punkte, die bei der Personalgewinnung eine Rolle spielen und auf Social Media abgebildet werden können. Ich hoffe aber, dass dieser Artikel dich noch einmal an das Thema erinnert. Vielleicht hast du selbst gerade in deiner Bibliothek damit zu kämpfen, neue Stellen zu besetzen und konntest dir Anregungen mitnehmen. Lass mir gerne deine Gedanken zu Social Media Recruiting und Personalgewinnung für Bibliotheken per Mail zukommen an kontakt@bibliotheken-online.com. Oder schick mir einfach eine Nachricht auf Instagram.


Wenn du jetzt Lust hast, dich näher mit Social Media und den möglichen Inhalten für die unterschiedlichen Plattformen zu beschäftigen, schaue dir gerne meinen Kurs „Contentplanung und Ideenfindung für Bibliotheken auf Social Media“ an. Dort kannst du neue Ideen für Content entwickeln und lernst, wie du direkt die Social Media-Inhalte für die nächsten Wochen und Monate planen kannst (und dabei auch nicht die Posts für die Personalgewinnung vergisst).